Unternehmenswert ermitteln: Optionen und Kosten im Überblick

Von der Daumenformel über kostenlose Unternehmenswertrechner bis hin zur professionellen Unternehmensbewertung – eine ungeschminkte Analyse Ihrer Optionen.

Inhaltsverzeichnis

Wenn sich Unternehmensinhaber mit dem Verkauf ihres Unternehmens oder einer Nachfolgeregelung beschäftigen, taucht zwangsläufig eine zentrale Frage auf: Was ist meine Firma wert? Die Antwort darauf ist simpel, aber für viele unbefriedigend: Der Wert eines Unternehmens ist das, was ein Käufer bereit ist, dafür zu zahlen. Doch während dies in der Theorie logisch klingt, stellt die Praxis viele Unternehmer vor große Herausforderungen.

Bei börsennotierten Unternehmen lässt sich der Marktwert tagtäglich über Aktienkurse bestimmen. Doch für nicht börsennotierte Unternehmen, also für die meisten KMUs, gibt es keinen klaren Marktwert. Verkaufsabsichten sind überwiegend vertraulich, es gibt keine transparenten Angebote, die den Wert bestimmen. Erst ein eingeleiteter Verkaufsprozess, in dem konkrete Angebote eingeholt und Verhandlungen geführt werden, bringt Licht ins Dunkel. Aber was, wenn man schon vorab wissen möchte, was das eigene Unternehmen wert ist? Schließlich ist es wichtig, zu wissen, ob sich ein Verkauf überhaupt lohnt.

Dieser Artikel bietet einen Überblick über die gängigen Optionen zur Unternehmensbewertung – von der einfachen Daumenformel über kostenlose Online-Rechner bis zu den Kosten einer professionellen Unternehmensbewertung.

Selbst machen: die Daumenformel

Es gibt unzählige Methoden, ein Unternehmen zu bewerten, aber oft wirken sie wie eine komplizierte Wissenschaft. Die Daumenformel ist dagegen einfach: Sie basiert auf dem EBIT-Multiplikator. Dabei wird das EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern) des Unternehmens mit einem Multiplikator multipliziert, um einen ersten Richtwert zu erhalten. Für eine grobe Orientierung können Sie mit einem Multiplikator von 5 bis 6 arbeiten. Ein Unternehmen mit einem EBIT von 2 Millionen Euro hätte demnach einen Wert zwischen 10 und 12 Millionen Euro.

So einfach und verlockend diese Methode auch ist, liefert sie in der Praxis selten ein belastbares Ergebnis. Hier sind drei der wichtigsten Gründe:

1. Das EBIT muss meist stark bereinigt werden:

In mittelständischen Unternehmen sind private und geschäftliche Aufwendungen oft eng verwoben. Ein adäquater, marktgerechter Arbeitslohn für den Geschäftsführer muss berücksichtigt werden – dabei zählen nicht nur Standard-Vergütungstabellen, sondern die tatsächliche Arbeitsleistung, die bei Unternehmern oft über den üblichen 8-Stunden-Tag hinausgeht.

Auch einmalige Aufwendungen, außerordentliche Erträge und die korrekte Verbuchung von Umsätzen müssen in die Berechnung einfließen. Hier lauern zahlreiche Fehlerquellen, die den Unternehmenswert verzerren können.

2. Äpfel mit Birnen vergleichen:

Auch wenn branchenspezifische Multiplikatoren verwendet werden, neigen diese Methoden zur Vereinfachung. Unternehmen, die unterschiedlichste Verkaufswerte erzielen würden, scheinen nach dieser Methode gleichwertig. Der tatsächliche Wert wird jedoch von vielen Faktoren beeinflusst, wie der Struktur des Unternehmens. So ist ein Unternehmen, in dem der Geschäftsführer 80 Stunden pro Woche arbeiten muss, weniger attraktiv als eines, welches eine gut funktionierende zweite Führungsebene hat. Der Käufer würde im zweiten Fall einen höheren Kaufpreis Multiplikator als fünf zahlen und im ersten Fall käme es möglicherweise zur Unverkäuflichkeit.

3. Unternehmenswert ist nicht gleich Kaufpreis:

Die Berechnung nach dem EBIT-Verfahren berücksichtigt nicht die Vermögenssituation. Ein Unternehmen mit hohen Schulden kann denselben EBIT wie ein schuldenfreies Unternehmen mit großen Vermögenswerten haben. Ohne Berücksichtigung von Verbindlichkeiten und Vermögenswerten wären diese beiden Unternehmen gleich viel wert – ein fataler Rechenfehler!

Tipp: Ziehen Sie die Nettofinanzverbindlichkeiten vom Unternehmenswert ab, um einen potenziellen Kaufpreis zu ermitteln.

Taugen kostenfreie Online-Unternehmenswertrechner etwas?

Ein weiteres beliebtes Mittel, um schnell eine grobe Schätzung des Unternehmenswerts zu erhalten, sind Online-Unternehmenswertrechner. Diese basieren ebenfalls meist auf dem EBIT-Multiplikator, allerdings mit gewissen Verfeinerungen. In unseren Unternehmenswertrechner fließt viel Marktexpertise ein. Neben den Branchenmultiplikatoren werden hier nicht nur aktuelle, sondern auch die letzten drei Geschäftsjahre sowie Umsatzkennzahlen berücksichtigt.

Weiterhin werden nach der Eingabe der Ertragskennzahlen die häufigsten Bereinigungen des EBITs direkt abgefragt und angepasst. Nachdem der Unternehmenswert ermittelt wurde, ist es, wie bereits erläutert, notwendig, die Bewertung mittels Zu- und Abschlägen anzupassen, um eine Vergleichbarkeit zur Peergroup herzustellen.

In unserem Rechner können selbstverständlich nicht sämtliche individuellen Aspekte Ihres Unternehmens abgefragt werden. Um dennoch zu einer groben Anpassung zu kommen, werden in unserem Unternehmensrechner die Abhängigkeiten zum Unternehmer, Kunden und Lieferanten beachtet. Denn nicht zuletzt hat unsere langjährige Erfahrung beim Kauf/Verkauf von KMUs gezeigt, dass viele Unternehmer intensiv im Tagesgeschäft involviert sind, starke Abhängigkeiten zu einem Lieferanten oder Kunden aufweisen und somit große Abschläge beim Kaufpreis hinnehmen müssen. Dies soll deshalb direkt im Rechner berücksichtigt werden.

Zuletzt werden von dem errechneten Firmenwert die Verbindlichkeiten des Unternehmens automatisch subtrahiert und das nicht betriebsnotwendige Vermögen addiert. So erhalten Sie dann in einem 15-seitigen Report einen ersten Anhaltspunkt für die Höhe des Kaufpreises Ihres Unternehmens sowie wertvolle Hinweise zur langfristigen Steigerung des Unternehmenswerts.

Wie viel ist mein Unternehmen eigentlich wert?

Faustregeln und Unternehmenswertrechner sind hilfreiche Werkzeuge, um einen ersten groben Eindruck vom Wert eines Unternehmens zu bekommen. Doch darauf sollten keine ernsthaften Entscheidungen aufgebaut werden. Die Differenz zu einer professionellen Unternehmensbewertung kann beträchtlich sein, da viele individuelle Faktoren unbeachtet bleiben, die den tatsächlichen Wert erheblich beeinflussen.

Sie würden auch nicht versuchen, einen MRT-Scan selbst zu interpretieren, nur weil Sie Zugang zu den Bildern haben. Ohne den geschulten Blick eines Radiologen können wichtige Details übersehen werden. Beim Unternehmensverkauf geht es vielleicht nicht um Ihre Gesundheit, aber um das Ergebnis jahrelanger harter Arbeit – Ihr unternehmerisches Lebenswerk.

Warum der Steuerberater nicht der beste Ansprechpartner für die Unternehmensbewertung ist

Es passiert nicht selten: Ein Unternehmer kontaktiert uns und teilt stolz mit, dass er sein Unternehmen bereits von seinem Steuerberater bewerten ließ. Auf den ersten Blick erscheint das logisch. Der Steuerberater ist schließlich eine Vertrauensperson, pflegt oft jahrelange Geschäftsbeziehungen und kennt sich bestens mit den Bewertungsformeln aus. Doch an dieser Stelle ist Vorsicht geboten. Wer seine Altersvorsorge auf Basis dieser Bewertung aufbaut, könnte böse Überraschungen erleben. Warum?

„Die Leute rechnen zu viel und denken zu wenig.“ – Charlie Munger, Berkshire Hathaway

Steuerberater greifen häufig auf bewährte Methoden wie das Ertragswertverfahren oder die Standards der Wirtschaftsprüfer (IDW 1) zurück. Diese Verfahren haben jedoch einen klaren Zweck: Sie sollen den Verkehrswert des Unternehmens für gerichtliche Auseinandersetzungen, Erbschaftsregelungen oder Zugewinnausgleiche bestimmen. Es geht darum, dem Finanzamt oder dem Gericht eine nachvollziehbare Grundlage zu bieten, auf die Steuern und Vermögen verteilt werden können.

Das Problem? Diese rein theoretisch ermittelten Werte haben wenig mit den realen Verkaufspreisen am Markt zu tun. Ein aktuelles Beispiel aus unserer Praxis: Wir haben ein Softwareunternehmen mit einem Jahresumsatz von 5 Millionen Euro bewertet. Der Steuerberater hatte das Unternehmen nach dem vereinfachten Ertragswertverfahren eingeschätzt und dabei einen Kapitalisierungszins von 4,55 % angesetzt. Rechtlich korrekt, aber: Welcher Käufer würde für diesen Renditewert ernsthaft das Unternehmen erwerben? Am Markt verlangen Käufer eher Renditen zwischen 15 % und 20 %.

Professor Dr. Bretzke (1988) bringt es in seinem Standardwerk Risiken in der Unternehmensbewertung auf den Punkt: 

„Ein Unternehmen kompetent bewerten heißt, seine Erfolgspotentiale zu beurteilen. Nicht die intime Kenntnis finanzmathematischer Verfahren und entscheidungstheoretischer Modelle macht den Unterschied zwischen einer guten und einer schlechten Unternehmensbewertung aus, sondern die Fähigkeit zur Einschätzung von Produkten, Märkten und Strategien. Die konsistente Anwendung der Rechentechnik ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für eine sachgerechte Unternehmensbewertung.

Die Schwierigkeit bei der professionellen Unternehmensbewertung besteht also nicht darin, mathematische Formeln korrekt anzuwenden. Vielmehr liegt die Herausforderung in der Erfahrung und der Marktkenntnis, um einschätzen zu können, welcher Preis am Markt tatsächlich erzielbar ist. Bei kleinen und mittelständischen Unternehmen spielen viele qualitative Faktoren eine entscheidende Rolle – Faktoren, die in akademischen Bewertungsstandards oft unter den Teppich gekehrt werden.

Ob Abhängigkeiten vom Inhaber, der Kunden- und Lieferantenstruktur oder sogar der Attraktivität der Branche – all das kann den Verkaufspreis maßgeblich beeinflussen. Standardisierte Verfahren können diese „weichen“ Faktoren nicht angemessen berücksichtigen. Und das ist genau das Problem.

Warum ignorieren viele Steuerberater und Wirtschaftsprüfer diese qualitativen Faktoren? Die Antwort ist simpel:

  1. Viele Steuerberater und Wirtschaftsprüfer haben schlichtweg wenig Erfahrung mit dem Verkauf von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU). Ohne Einblick in die tatsächlichen Verkaufspreise fällt es Ihnen schwer, ihre theoretischen Modelle mit der Marktrealität abzugleichen.
  2. Hinzu kommt der Wunsch nach einer neutralen und objektiven Zahl. Eine qualitative Bewertung ist jedoch subjektiv und passt deshalb nicht in das Konzept einer klaren, formelbasierten Ermittlung, das viele Berater anstreben.
  3. KMU ist eben nicht Großunternehmen im kleineren Rahmen: Während größere Unternehmen häufig bereits Strukturen geschaffen haben, um Abhängigkeiten zu minimieren, ist das bei KMU oft nicht der Fall. Diese Abhängigkeiten – sei es von Inhabern, Kunden oder Lieferanten – beeinflussen den Unternehmenswert jedoch erheblich.

Ihr Steuerberater wird das vielleicht nicht gerne hören, aber: Steuerberater bewerten Unternehmen oft weit weg von der Realität. Die Einordnung in die Praxis fehlt, auch weil viele Steuerberater keine oder wenig Transaktionserfahrungen haben. Die Bewertungsmethode mit allen Formeln wird korrekt angewendet, aber es fehlt die Einschätzung, welcher Preis am Markt überhaupt erzielt werden kann.

Grundsätzlich spielt der Steuerberater beim Unternehmensverkauf eine bedeutungsvolle Rolle. Als Spezialist für alle steuerlichen Themen ist er für den gesamten Verkaufsprozess ein wichtiger Partner. Zudem kennt er sehr genau Ihre Zahlen, weil er die Buchhaltung für Sie erledigt. Bei der Frage „Was ist meine Firma wert?“ sollten Sie sich jedoch nicht ausschließlich auf seine Berechnungen verlassen.

Die Kosten für eine professionelle Unternehmensbewertung

Ein ehrliches Wort zum Schluss: Weder der Steuerberater noch die Wertermittlung mithilfe eines Online-Unternehmenswertrechners kann Ihnen sagen, wie viel Geld der Verkauf Ihres Unternehmens bringen wird. Maximal können Sie eine erste Orientierung erwarten.

Es wäre schade, wenn Sie die Idee des Verkaufs verwerfen, weil Sie eigenständig einen falschen Unternehmenswert ermittelt haben. Noch ärgerlicher wäre es, wenn Sie Ihr Unternehmen unter Wert verkaufen würden. Lassen Sie sich deshalb von einem unabhängigen Experten beraten. Bei einem seriösen Dienstleister ist das Erstgespräch immer kostenfrei und unverbindlich.

Gern erstellen wir Ihnen eine Unternehmensbewertung, um zu einem realistischen Auszahlungsbetrag für Ihr Unternehmen zu kommen. Eine professionelle Unternehmensbewertung hat für Sie folgende Hauptvorteile:

  • Akkurate Bewertungen:
    Verlassen Sie sich nicht auf Schätzungen – wir bieten professionelle Bewertungen, die den tatsächlichen Marktwert Ihres Unternehmens widerspiegeln und alle relevanten Faktoren berücksichtigen, nicht nur das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT).
  • Marktexpertise:
    Wir stützen uns nicht nur auf finanzielle Formeln. Dank unserer umfassenden Branchenkenntnisse erkennen wir die einzigartigen Stärken und das Marktpotenzial Ihres Unternehmens, um es bestmöglich an potenzielle Käufer zu präsentieren.
  • Maßgeschneiderte Verkaufsstrategien:
    Jedes Unternehmen ist anders. Wir entwickeln eine individuelle Strategie, um Ihr Unternehmen ins beste Licht zu rücken, die richtigen Käufer anzusprechen und einen reibungslosen, profitablen Übergang sicherzustellen.

Die Kosten für eine professionelle Unternehmensbewertung beginnen bei uns bereits ab 1.850 € netto. Klicken Sie auf den folgenden Link, um mehr über unsere Dienstleistung zu erfahren.

Ihr Partner beim Unternehmensverkauf

Vereinbaren Sie jetzt Ihre kostenlose 45-minütige Erstberatung

Durch Klicken auf "Erstberatung anfordern" stimmen Sie unserer Datenschutzerklärung zu. Wir versenden keinen Spam.

Ihr Gesprächspartner: Thomas Salzmann, Geschäftsführer Everto Consulting GmbH

Weitere spannende Beiträge

Unternehmensverkauf 2025: Chancen, Herausforderungen und Strategien für Mittelständler
29. Januar 2025
Checkliste: Vorteile und Probleme der familieninternen Nachfolge
16. Februar 2023
Due Diligence für KMU: Ablauf, Checkliste & Fallstricke
13. November 2024
Erfahrungen & Bewertungen zu Everto Consulting Wir gehören zu den TOP-CONSULTANTS 2023